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Weltmeisterschaften im französischen Stockkampf in Frankenberg?

Ederstadt hofft auf Zuschlag für die WM

von Rouven Raatz
FRANKENBERG. Nach dem Sommermärchen 2006 und dem Wintermärchen 2007 könnte Deutschland ein weiteres Märchen bevorstehen: Im Herbst 2008 soll die Welt zu Gast bei Freunden sein. Diesmal wird aber weder Fußball noch Handball gespielt, es wird franzö-sisch gekämpft: und zwar mit Stöcken. Gerhard Schmitt vom Budokan Frankenberg will die Weltmeisterschaft im so genannten „Canne de Combat“ nachFrankenberg holen. Am Donnerstag hat er mit Bürgermeister Christian Engelhardt dieBewerbung abgeschickt.
Obwohl Bürgermeister Christian Engelhardt bis vor wenigen Wochen noch nie etwas von „Canne de Combat“ gehört hatte und sich bis vor kurzem auch nichts darunter vorstellen konnte, weil er kein französisch spricht, ist er inzwischen von Gerhard Schmitts Idee begeistert. „Die Sportart ist nicht die bekannteste, doch welche Stadt in der Größe Frankenbergs kann schon von sich behaupten, Austragungsort einer Weltmeisterschaft gewesen sein.“ Und deshalb hat der Verwaltungschef dem Vorsitzenden des Budokan Frankenberg auch jede organisatorische Unterstützung zugesagt. Finanziell werde sich die Stadt allerdings nicht an einer Austragung der Weltmeisterschaft beteiligen, sagt Engelhardt. „Die WM wird weniger ein finanzieller Aufwand, als vielmehr eine Sache von Schweiß und Herzblut der Ehrenamtlichen sein.“ Dass Frankenberg vom Status einer WM-Stadt träumen darf, ist allein dem Budokan-Vorsitzenden zu verdanken. Denn Schmitt ist zugleich Präsident des nationalen Verbandes „Savate-Canne-Bâton Deutschland“. Und sein Wort hat auch noch international viel Gewicht. Er ist Präsident der Kommission „Canne et Bâton“ und gehört somit auch dem erweiterten Vorstand des internationalen Savate-Verbandes an, der auch die Wettkampfsportart „Canne de Combat“ betreut. Seit Jahren habe der Weltverband die deutschen Funktionäre des Savate-Verbandes davon überzeugen wollen, dass sie eine Weltmeisterschaft in Deutschland ausrichten. Während eine „Boxe Francaise“-WM vermutlich Größenordnungen erreicht hätte, die „von uns nicht zu tragen gewesen wären“, haben sich Schmitt und Co. dazu durchgerungen, sich zumindest für eine Weltmeisterschaft im französischen Stockfechten zu bewerben. Der Frankenberger rechnet mit etwa hundert Teilnehmern aus 16 Nationen: von Kanada über Venezuela und Frankreich bis Madagaskar.Die Kandidatur wird vom „Savate-Canne-Bâton Deutschland“ als Organisator getragen. Der deutsche Verband würde mit der Ausrichtung des Wettbewerbs dann den Budokan Frankenberg beauftragen. Die von Bürgermeister Engelhardt und Gerhard Schmitt abgeschickten Bewerbungsunterlagen kommen voraussichtlich am 11. Juni bei einer Sitzung des erweiterten Vorstandes des internationalen Savate-Verbandes auf den Tisch. In Marseille wird dann über die Kandidatur entschieden.Die erste Weltmeisterschaft im“ Canne de Combat“ fand im November 2004auf der zu Frankreich gehörende Insel La Réunion im Indischen Ozean statt. Die Frankenbergerin Heike van Bebber war als Kämpferin und Gerhard Schmitt als Kampfrichter von der Partie. Beide nahmen außerdem an der Europameisterschaft im „Canne de Combat“ im Oktober 2006 in Frankreich teil. Heike van Bebber belegte einen Bronzerang.In Frankenberg würden die Weltmeisterschaften an zwei Tagen in der Großsporthalle ausgetragen. Anvisiert hat Schmitt ein Wochenende im Oktober 2008. Die teilnehmenden Mannschaften müssten sich um Verpflegung und Unterkunft kümmern. Ein Team besteht aus drei Männern oder Frauen. Es sollen sowohl Einzelwettbewerbe organisiert als auch eine Nationenwertung ausgeschrieben werden. Integriert würde die Veranstaltung in die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des Budokan Frankenberg, der mit 850 Mitgliedern inzwischen der zweitgrößte Verein in der Stadt ist. Außer in Frankenberg wird „Canne de Combat“ deutschlandweit nur noch in der Marburger Universität betrieben. Die Nationalmannschaft besteht überwiegend aus heimischen Sportlern.

 

Quelle: Waldeckische Landeszeitung / Frankenberger Zeitung